Material und Technik
Abmessungen
Motivmaß H: 90,5 cm B: 60,5 cm
Datierung
Inventarnummer
KMV 1954-55/1
Otto Dix (1891-1969) ist eine der zentralen Persönlichkeiten, wenn nicht die Identifikationsfigur, der Neuen Sachlichkeit. Dies gilt vor allem für seine Porträts aus den frühen zwanziger Jahren, die nicht nur seiner nüchternen Beobachtung geschuldet sind, sondern durch die Überzeichnung bestimmter Charakteristika der Dargestellten zu Karikaturen derselben werden. In der Zeit von 1922 – 25 war Dix in Düsseldorf tätig, wo er an der Kunstakademie sein in Dresden begonnenes Studium fortsetzte und im Kreis der legendären Mäzenin Johanna Ey verkehrte. Über das gemeinsame Interesse an der Musik trafen sich Dix und der exzentrische Elberfelder Juwelier Karl Krall, dessen auffällige Erscheinung den Maler sofort in den Bann zog. Die Spannung des Porträts erwächst aus dem Nebeneinander von sowohl männlichen als auch weiblichen Charakteristika; aus dem Zwiespalt zwischen seriösem Anzug mit Krawatte und den exaltierten Händen mit manikürten Fingernägeln. Auch der kahle, wie vor Anstrengung rot angelaufene Kopf mit den angeschwollenen Adern an den Schläfen steht in eigenartigem Kontrast zu den angedeuteten Brüsten und der Taille. Diese auf die Homosexualität des Mannes anspielende, aggressive Charakterisierung wird durch die undefinierte Farbgebung mit braunem Hintergrund, tiefem Rot für das Gesicht und dem schwül glimmenden Rotbraun des Anzugs unterstrichen. Krall schenkte das Porträt schon 1923 der Nationalgalerie. 1937 wurde es dort als „entartet“ beschlagnahmt und gelangte in den fünfziger Jahren in die Düsseldorfer Galerie Vömel, von der es der Kunst- und Museumsverein 1955 erwarb.
Mehr zu diesem Werk
Signatur, Bezeichnung
u. r.: Dix 1923
Bildrechte
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Erwerbungsgeschichte

1923: Karl Krall (1893-1938), Elberfeld | 1923-07.07.1937: Nationalgalerie (Kronprinzenpalais), Berlin | 07.07.1937-05.1945: Deutsches Reich / Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin, als "entartet" beschlagnahmt | [...]-1955: Galerie Vömel, Düsseldorf | 1955-heute: Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum Wuppertal; Ankauf von der Galerie Vömel, Düsseldorf (Stand: 15.08.2023)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Kunst- und Museumsverein im Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal