Material und Technik
Abmessungen
Motivmaß H: 98 cm B: 70 cm
Datierung
Inventarnummer
G 1336
Der Alltag nach 1918 war geprägt von Armut, Hunger, weite Volksschichten lebten am Existenzminimum, es gab viele Kriegsversehrte. In dieser Situation sahen es die Künstler:innen als ihre Pflicht, soziale und politische Widersprüche aufzuzeigen. Der Anlass zu Scholz satirisch-aggressiven Werk „Industriebauern“ geht auf ein persönliches Nachkriegserlebnis des Malers zurück. Als er von Hunger getrieben versuchte, für sich und seine Familie auf dem Land Lebensmittel zu beschaffen, wurde er von einem Bauern grob abgewiesen: Er solle sich doch sein Essen auf dem Komposthaufen holen. Der 30-jährige Scholz schlug mit seinen Mitteln zurück: In dieser Karikatur prangert er Geldgier, Dummheit und Heuchelei an und hält damit die Hässlichkeit des Menschen fest. Dargestellt ist eine Bauernfamilie, Vater, Mutter, Sohn: Im Kopf des Familienvaters kleben Geldscheine, die verdeutlichen, dass der Vater nichts als Gewinnmaximierung im Kopf hat- Sein Leben ist Materialismus und Habgier, und die Bibel in seiner Hand demonstriert zwar Frömmigkeit, kann aber nur geheuchelt sein. Der feisten glupschäugigen Bauernfrau hat der Künstler eine Schraube in den „verbohrten“ Kopf gemalt, während der rotzig-entstellte Sohn im wörtlichen Sinne ein „Hohlkopf“ ist und einen Frosch mit einem Strohhalm aufbläst. Auf der Kommode steht eine Kaiserbüste, im Fensterausschnitt, den man im Hintergrund sieht, predigt ein wohlgenährter Geistlicher mit einem Hähnchen unter der Soutane. Mit bitterer Schärfe greift Scholz den Egoismus und die Geldgier jener an, die als Bauern, Politiker, Kirchenmänner und Fabrikbesitzer bessergestellt waren, jene Kreise die indirekt den Krieg mitgetragen hatten und davon profitierten. Die eingeklebten Geldscheine, Zeitungsausschnitte und Fotos stellen dabei den unmittelbaren Bezug zur Wirklichkeit her.
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Signatur, Bezeichnung
u. r.: G. Scholz. 1920
Erwerbungsgeschichte

[...]-1976: Galleria del Levante, München | 1976-heute: Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Ankauf mit Mitteln der Von der Heydt-Stiftung und einem Zuschuss des Landes Nordrhein-Westfalen von der Galleria del Levante, München, 1976 (Stand: 23.01.2023)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal