In vielen Werken Erinna Königs verschwimmen Malerei und Bildhauerei. In einem Interview von 1994 bezeichnete sie sich selbst als Malerin, aber auch den Begriff Bildende Künstlerin benutzte sie. An der klassischen Malerei störte König, dass sie „eindeutig abgegrenzte [und] ästhetische Objekte lieferte, die an der Kante der Leinwand zu Ende waren“ (Richter 2000, S. 296).

Dennoch benutzte König das Medium Malerei immer wieder und hinterfragte darin dessen Mittel und Methoden. In den beiden Werken „Ohne Titel“ mit vermeintlichen Flecken von Milch und Brombeere verfremdete sie die Leinwand, indem sie statt konventionellen Leinentüchern Geschirrtücher auf die Keilrahmen spannte und diese als Malgrund benutzte. In Serie malte sie auf jedes Geschirrtuch einen andersfarbigen Fleck, als wären Milch und Brombeersaft darüber gekippt worden. Das Geschirrtuch bleibt dabei stets als solches erkennbar. Da es sich jedoch nicht um die Flecken der Lebensmittel handelt, sondern um weiße und dunkelrote Ölfarbe, spielt König hier auch mit den Assoziationen und Erwartungen der Betrachtenden.