Eine mit spitzem Gegenstand durchlöcherte Platte aus dunkel gefärbtem Edelstahl wird von einem weißen, halbtransparenten Vorhang umrahmt. Auf der rechten Seite hängt der weiße Stoff bis auf den Boden, was eine Verbindung zwischen Kunstwerk und Ausstellungsraum herstellt. Auf dem dunklen und metallenen Grund wurden sternförmige Löcher ausgefranst. Im Zusammenhang mit dem Titel „Nacht“ setzt das Werk Assoziationen an einen Blick aus dem Fenster auf den Sternenhimmel frei.

Zeichnungen der Künstlerin zeigen, wie sie im Vorfeld mit der Anordnung und Drapierung des Vorhangs experimentierte und welch wichtigen Anteil der Kontrast in dieser Arbeit einnimmt: Kontrast zwischen Hell und Dunkel, zwischen spitz und glatt, zwischen den Materialien Metall und Stoff.

Vor allem in den späten Arbeiten Erinna Königs ist die Beschäftigung mit der Kunst Lucio Fontanas (1899–1968) und seinen Theorien zu erkennen. Der argentinisch-italienische Künstler ist für das Durchschneiden der Leinwand und die Durchlöcherung seiner Kunstwerke berühmt, was König beispielsweise auch im vorliegenden Werk „Nacht“ aus dem Jahr 2020 umsetzte. Die Durchlöcherung einer Metallplatte erinnert an die Serie von durchlöcherten Metallplatten von Fontana, wie das 1962 entstandene Werk, das sich in der Sammlung des Von der Heydt-Museums befindet. Die rohe Geste des Durchstoßens wird deutlich erkennbar und ist weder bei Fontana noch bei König nachbearbeitet worden. Dadurch wird der Blick auf das Dahinterliegende frei.