Material und Technik
Abmessungen
Motivmaß H: 60,5 cm B: 60,5 cm
Datierung
um 1912
Inventarnummer
G 1315
Umberto Boccioni (1882 –1916) gehörte 1910 zu den Unterzeichnern des futuristischen Manifests. Erklärtes Ziel der Futuristen war es, die Vergangenheit abzustreifen und nur die moderne Welt darzustellen. Wie seine Mitstreiter war Boccioni ein Verehrer der Technik, der Geschwindigkeit und der Dynamik, wie sie ihm in den modernen Städten mit ihren Hochhäusern, den neuen Verkehrsmitteln und den Leuchtreklamen begegneten. Aufenthalte in Rom und Paris ermöglichten Boccioni eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Impressionismus, für dessen „schöne Farbe und Heiterkeit“ er aber nicht viel übrig hatte. Auch die Kunst der russischen Avantgarde befriedigte ihn nicht. Sein Interesse galt zunächst dem Divisionismus, einer Technik, bei der reine Farben in rasterartigen Punkten aufgetragen wurden. Ausschlaggebend war schließlich die Kunst Robert Delaunays und der Kubisten, deren Idee des simultanen Sehens, der gleichzeitigen Wahrnehmung verschiedener Ansichten, von nachhaltigem Einfluss für ihn wurde. Für Boccioni war die Simultaneität jedoch nicht nur ein optisches Phänomen, sondern sie entsprach seiner Vorstellung von einer zeitlichen und räumlichen Durchdringung aller Objekte. Spiralförmige Zentren, Wellenkurven und diagonale Bewegungslinien, Lichteffekte und eine oft aggressive Farbigkeit führen in seinen Bildern dazu, dass stille und statische Dinge dynamisch und entwurzelt erscheinen. Nicht nur das Auge, sondern auch das Ohr, schließlich der ganze Körper des Betrachters sollten erfasst werden. Bei aller Intensität haben Boccionis Bilder eine mystische, poetische Ausdruckskraft.
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Signatur, Bezeichnung
o. r.: U. Boccioni
a. d. KR: Visions simultanées; Klebezettel: Galerie Der Sturm
Erwerbungsgeschichte

1912: Galerie Der Sturm, Berlin | 1912/13-[...]: Sammlung Borchardt (?) | [...]-1938: Gottfried Graf (1881-1938), Stuttgart | 1938-1974: Erben nach Gottfried Graf | [...]-1975: Privatbesitz | 1975-heute: Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Ankauf mit Mitteln der Von der Heydt-Stiftung und des Landes Nordrhein-Westfalen aus Privatbesitz (Stand: 07.03.2024)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal