François Morellet kommt 1926 im französischen Cholet (Loire) zur Welt und beginnt 1946-48 seine künstlerische Tätigkeit mit geometrisierenden Bildern und Skulpturen. Erste Einflüsse empfängt er von Malewitsch und Mondrian, doch Morellet systematisiert durch die Verwendung serieller geometrischer Formeinheiten. Er rückt damit in die Nähe der Op Art und Systematic Art. Seit Mitte der fünfziger Jahre setzt Morellet den Zufall als systematische Bedingung seiner Bilder ein. Ein gemeinsames Interesse an visuellen Problemen bringt ihn mit Künstlern wie Demarco, Rossi, Le Parc, Sobrino u. a. dazu, die „Groupe de Recherche d' Art Visuel" zu gründen, eine Gruppe zur Erforschung visueller Kunst, die bis 1968 besteht. Das einfache Rasterbild der Wuppertaler Sammlung ist ein charakteristisches Beispiel für die Kunst, die man seriell nennt, weil sie aus immer gleichen, serienmäßig zu erstellenden Elementen besteht. Ein einfaches kleines Quadrat ist das Grundmodul, das aneinandergereiht sich zu durchlaufenden Geraden, Waagerechten, Senkrechten und Diagonalen zusammenschließt, die sich jeweils rechtwinkelig schneiden. Die Gesamtform erscheint wie ein willkürlicher Ausschnitt aus einem nach allen Seiten weiterspinnbaren Netz, entstanden aus der systematischen Konstruktion und Überlagerung von gespanntem Draht. An keiner Stelle werden Rundungen formuliert und doch scheinen bei lässigem Darüberstehen Kreise zu entstehen, die sich jedoch nirgendwo dingfest machen lassen. Morellet ist ein Künstler, der sich als Spielleiter versteht. Seine Bildsysteme bleiben leicht entschlüsselbar. Das Formvokabular ist nicht inhaltlich, sondern formal bestimmt. Es gibt keine Hierarchie im Bild, ebenso wenig wie Perspektive. Morellet schafft Spielplätze auf Bildern und der Betrachtende kann selbst die Regeln entdecken. Der Künstler vergleicht seine Kunstwerke mit „Pic-Nic-Hallen", wo jeder das genießen kann, was er an geistiger Nahrung mitgebracht hat.