Vor dem Zweiten Weltkrieg, vor allem aber nach Ende des Krieges, setzte unter den Künstlern der Avantgarde eine starke Emigrationsbewegung ein. Während die Dadaisten und Surrealisten, unter ihnen Man Ray, Schwitters, Picabia, Duchamp und Ernst, den Anschluss an die Moderne in New York suchten, zogen Freundlich, Kandinsky und der junge Ungar Vasarély in die Kunstmetropole Paris, wo abgesehen von den Geburtsstätten der geometrischen Abstraktion – Deutschland, Niederlande und Russland – eine zweite Phase ungegenständlicher Malerei entstand. Es war dann auch ein Franzose, Auguste Herbin, der dieser neuen Richtung 1931 den Namen „Abstraction – Création“ gab. Zu diesem Kreis gehörte auch der russische Maler Serge Poliakoff, der unter dem Eindruck der Werke von Kandinsky, Delaunay und Freundlich um 1937/38 eine persönliche abstrakte Malerei entwickelte. Die „Komposition Rot-Grau-Blau“ zeigt Poliakoffs Arbeitsweise mit unregelmäßigen, meist eckig begrenzten Flächen, die lückenlos zusammengefügt sind, so dass der Unterschied zwischen Form und tragendem Grund entfällt. Die einzelnen Flächen greifen ineinander; stoßen hier vor, weichen dort wieder zurück und nehmen auch über Distanz hinweg Beziehung zueinander auf. Jede Fläche hat wolkig ausgearbeitete Farben, die unterschiedlich dicht und strukturiert aufgetragen wurden.