Bild des Elementes mit der Inventarnummer G 0756
 nicht ausgestellt
Freier Zugang – Rechte vorbehalten

Der Sohn des Künstlers auf dem Sofa

Material und Technik
Abmessungen
B: 120 cm H: 90 cm
Datierung
Inventarnummer
G 0756
Schlagworte
Max Pechstein, Mitglied der Künstlergruppe "Die Brücke", strebte, wie Kirchner und Heckel, eine Rückkehr zum Ursprünglichen an. Bei gemeinsamen Ausflügen an die Moritzburger Seen wollten die "Brücke"-Künstler beim Aktmalen in der Natur ihr Ideal eines neuen Arkadiens verwirklichen. Pechstein, der seine Naturverbundenheit stets betonte, unternahm einige Jahre später, 1914, eine Reise zu den Palau-Inseln in die Südsee. Rückblickend erklärte er diese zum glücklichen Höhepunkt seines Lebens. Dort habe er zu kindlicher Unbefangenheit zurückgefunden und die wundervollste Einheit gefühlt. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und mit der Beset-zung der Inseln durch die Japaner wurde er zur abrupten Rückkehr nach Deutschland gezwungen und hatte nun das Gefühl, sein Lebenstraum sei zerstört.
Nach der Freistellung vom Kriegsdienst schuf Pechstein 1917 das Bildnis seines Sohnes Frank auf dem Sofa vor einer Dekoration mit Südseemotiven. Die figürliche Anordnung mit dem Motiv im Hintergrund erscheint so, als würde eine auf der Erde hockende Eingeborene dem Jungen eine Schale reichen, was dieser jedoch nicht wahrnimmt. Dieses kleine, zufällig wirkende Detail lenkt unseren Blick auf ein Missverhältnis zwischen der assoziativ angedeuteten Vor-stellung und der tatsächlich vorgefundenen Realität: auf der einen Seite Pechsteins Erinnerung an eine glückliche Zeit, auf der anderen Seite die nüchternen Umstände, unter denen sein Sohn Frank aufwächst. Durch das zur Schau gestellte Desinteresse des Kindes wird gleichzeitig der Aspekt einer verlorenen Kindheit reflektiert: Seinem Sohn war es nicht gegeben, unbefangen in der Natur aufzuwachsen. Durch das Schicksal seines Sohnes reflektierte Pechstein auch seine persönliche Situation: Die Enttäuschung über den geplatzten Traum von Freiheit zwang ihn, die letzten Reste seiner eigenen Kindheitsträume zu begraben. Somit bildet das an einem Wendepunkt in Pechsteins Leben entstandene Bild ein Schlüsselwerk in seinem Schaffen.
Mehr zu diesem Werk
Signatur, Bezeichnung
u. l.: H. M. Pechstein 1917
Bildrechte
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025; © Rechtsnachfolger:in
Erwerbungsgeschichte

[...]-1923: Galerie Gurlitt, Berlin (in Kommission) | [...]-1953: Galerie Aenne Abels, Köln | 1953-heute: Städtisches Museum; seit 1961: Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Ankauf von der Galerie Aenne Abels, Köln (Stand: 14.08.2023)

Reproduktion und Creditline