In den Jahren von 1909 - 12 hielten sich Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel (1883-1970) und zeitweilig auch Max Pechstein an den Seen in Moritzburg bei Dresden und auf der Insel Fehmarn auf. Bei diesen Aufenthalten trafen sich mehrere Elemente jener Verbindung von Kunst und Leben, die von den Brücke-Künstlern angestrebt wurde: die Freiheit der Bewegung in der Natur, die Identität von Leben und Arbeit und die gemeinsame Formensprache. Kaum je kamen sich drei Künstler stilistisch so nahe, wie Kirchner, Heckel und Pechstein in jenen Bildern. Die „Szene am Meer“ ist, wie der Vergleich mit Kirchners „Vier Badenden“ anschaulich macht, ein ausgezeichnetes Beispiel für diesen Gruppenstil. Das großformatige Bild zeigt im Vordergrund drei unbekleidete und in ihren Bewegungen aufeinander bezogene Frauen. Nur die männliche Figur rechts setzt sich räumlich und farblich von der Gruppe ab. Ausgeprägter als in Heckels zeitgleichen Landschaften wird sein Duktus hier durch einen raschen, beweglichen Pinselstrich bestimmt, der alle Formen summarisch zusammenfasst. Vor allem bei der Darstellung der Figuren wird dies deutlich; sie werden in erster Linie von einer betonten Konturlinie charakterisiert, während die Binnenformen – auch die Gesichter – malerisch zugestrichen werden. Heckel nimmt ihnen damit ihre Individualität, erreicht aber die angestrebte Einheit von Mensch und Natur.
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Signatur, Bezeichnung
u. l.: E. Heckel 12
a. d. KR: E. Heckel: Scene am Meer
Bildrechte
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024; © Rechtsnachfolger:in
Erwerbungsgeschichte

[...]-vermutl. 1929: August Freiherr von der Heydt (1851-1929), Bad Godesberg | vermutl. 1929-1952: Eduard Freiherr von der Heydt (1882-1964), Ascona | 1952-heute: Städtisches Museum; seit 1961: Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Schenkung von Eduard Freiherr von der Heydt (Stand: 16.12.2022)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal