Großmutter erzählt Märchen

Material und Technik
Abmessungen
Motivmaß H: 52 cm B: 62,5 cm
Datierung
Inventarnummer
G 0315
Hans Thoma fühlte sich zeitlebens seiner Mutter, Rosa Thoma, eng verbunden. Während seines gesamten Schaffens stand sie ihm immer wieder Modell, etwa als Großmutter mit Enkelin, als Bibelleserin und – wie im Wuppertaler Gemälde – als Erzählerin von Märchen. Hier zeigte er sie an einem lodernden Herdfeuer in einer dunklen Küche gemeinsam mit einem Knaben, der Gedanken verloren ihren Erzählungen lauscht. Der rückwärtige Rauch umschließt die beiden; zugleich mag er auch ihre gemeinsame Gedankenwelt symbolisieren. Die Konzentration der Personen strahlt eine Ruhe aus, die mit der Gegenüberstellung von erfahrenem Alter und neugieriger Jugend, warmer Stube und ferner Außenwelt noch verstärkt wird. Die verspielten Märchenmotive auf dem Rahmen, darunter Schneewittchen und die sieben Zwerge, ergänzen das Thema und spiegeln Thomas Auffassung über Rahmen wider, die er bewusst mitgestaltete, denn „die Goldrahmen und das dumme Schreinerwerk um die Bilder werden mir immer mehr zum Greuel“. Sentimentale Bilder wie dieses Werk von 1877, als die Impressionisten und nach ihnen Cézanne und van Gogh bereits die moderne Malerei begründeten und die Fotografie auf dem Vormarsch war, trugen zur Vereinahmung Thomas durch die nationalsozialistische Ideologie bei, ohne dabei sein gesamtes, durch Courbet geprägtes Schaffen zu sehen.
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Signatur, Bezeichnung
o. r.: H Th (Monogramm) 1877
Erwerbungsgeschichte

[...]-[...]: Askenasi, Frankfurt a. M. | [...]-[...]: Geschwister von Ploennies, Berchtesgaden | [...]-1950: Galerie Buchheim-Militon, Frankfurt a. M. | 1950-heute: Städtisches Museum; seit 1961: Von der Heydt Museum Wuppertal; Ankauf von der Galerie Buchheim-Militon, Frankfurt a. M., 1950 (Stand: 18.01.2023)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal