Abmessungen
Blattmaß H: 30 cm B: 23,4 cm
Datierung
1927/1979
Inventarnummer
F 0312
Albert Renger-Patzsch ist neben August Sander einer der bekanntesten führender Vertreter der sogenannten Neuen Sachlichkeit in der Fotografie der zwanziger Jahre. Das Ziel seines fotografischen Bildes ist Form, Oberfläche und Materialbeschaffenheit eines Objektes exakt zu erfassen. Nahsicht, enge Ausschnitte oder Ausschnittvergrößerungen fokussieren den Blick der Betrachtenden. Heute gelten seine Landschaften, Tier- und Pflanzendarstellungen als Ikonen der Fotografie der Neuen Sachlichkeit. Das Kauper-Hochofenwerk der Metallhütte Herrenwyk in Lübeck-Kücknitz, das 1907 seinen Betrieb aufnahm, war zu diesem Zeitpunkt die einzige Anlage dieser Art nördlich des Ruhrkohlereviers. Das Hüttenwerk gehörte bis zu seinem Konkurs 1981 neben der Flenderwerft zu den wichtigsten Arbeitgebern im Lübecker Raum. Es beschäftigte mehrere Generationen von Arbeiterfamilien der Stadt, die größtenteils in einer dazugehörigen Arbeiterkolonie versorgt wurden. Im Entstehungsjahr der Fotografie waren 1354 Mitarbeiter hier tätig. 2009 wurde die stillgelegte Anlage abgerissen und das Gelände neu erschlossen. Die Aufnahme des Hochofenwerks ist kurz vor der Umsiedlung des Fotografen ins Ruhrgebiet nach Essen entstanden. Sie zeichnet sich durch eine genaue Wiedergabe von Linie und Kontur aus. Renger-Patzsch unterstreicht mit der gewählten Unteransicht die Monumentalität der Industrieanlage, die mit den aufstrebenden perspektischen Linien des Kamins und der Winderhitzer an eine gotische Kathedrale erinnert. Die Konzentration auf die formal-ästhetischen Aspekte der Industriearchitektur blendet die sozialen Auswirkungen für die Arbeiter aus. Jede Fotografie ist das Ergebnis seiner Suche nach einer Ordnung in der modernen Welt und besitzt gleichzeitig - wie dieses Beispiel zeigt – auch ein starkes Abstraktionspotential.
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Signatur, Bezeichnung
a. d. RS handschriftl.: Kauper-Hochofenwerk. Herrenwyk 1927
Stempel: ALBERT RENGER PATZSCH 1897-1966 Foto vom Originalnegativ Galerie Wilde Köln ©
handschriftl.: 1979 2/50
Signatur: Wilde
Bildrechte
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024; Albert Renger-Patzsch Archiv Ann und Jürgen Wilde, Zülpich
Erwerbungsgeschichte

1979-heute: Von der Heydt-Museum, Wuppertal; Ankauf von der Galerie Wilde, Köln (Stand: 16.12.2022)

Reproduktion und Creditline
Creditline
Von der Heydt-Museum Wuppertal, Foto: Medienzentrum Wuppertal